Spende als Zeichen der Wertschätzung

Der Termin für die Spendenübergabe lag ausgerechnet auf dem Jahrestag der Befreiung der Auschwitz-Häftlinge und führte uns so direkt in die Geschichte der Sinti in Hamm. Der 2. Vorsitzende des Kulturvereins der Sinti in Hamm e.V. Tannemann Rosenbach erzählte, dass sein Großvater am 27.1.1945 auch in Auschwitz befreit worden und danach über Umwege nach Hamm gekommen sei. Seitdem lebt die Großfamilie hier.

In der Zeit nach dem Krieg bis in die 90er Jahre waren die Sinti mit Ausgrenzungungen und Vorurteilen konfrontiert. Der 1. Geschäftsführer Rigoletto Kraus beschrieb, wie auch er noch mit seiner Familie zum „fahrenden Volk“ gehört hatte und dadurch mit Misstrauen bei Klassen-kameraden zu kämpfen hatte. Auch war es für ihn schwer, in der Schule mitzukommen. Seine Kinder (25, 23 und 17 Jahre) sollten es besser haben, so wurde er mit seiner Familie in Hamm seßhaft.

Heute erleben die Sinti in ihrer Nachbarschaft im Hammer Norden Respekt und Anerkennung – das Ergebnis jahrelanger Bemühungen auf beiden Seiten. Miteinander reden und positive Erfahrungen ließen Vorurteile geringer werden. Den Sinti in Hamm geht es heute gut, besser als in anderen Städten Deutschlands.

Ab Mai 1992 wurde die Gemeinschaft der Sinti in Hamm auf ihrem heutigen Platz am Sachsenring von der Stadt geduldet. Es ist unter anderem der engagierten Hilfe der ehemaligen Lehrerin Mechthild Brand zu verdanken, dass die Sinti heute den Platz rechtmäßig von der Stadt Hamm mieten können. Aber auch Oberbürgermeister Hunsteger-Petermann hat die Gruppe der Sinti und ihre Kultur in Hamm immer unterstützt.

Seit 2 Jahren ist Nadine Alexandru beim Stadtteilbüro Hamm-Norden für die Sinti-Arbeit verantwortlich. Die junge Frau engagiert sich mit viel Herzblut für alle Angelegenheiten „ihrer“ Sinti wie Buchhaltung, steuerliche Fragen, Bezahlung des Platzgeldes und der Stromkosten. Außerdem bietet sie eine Beratung für die ca. 60 Familien an.

Der Lions Club Ahlen-Münsterland hatte nach der Vorführung des Films „Fremd im eigenen Land“ von Ulla Lachauer im November Geld gesammelt, diese Summe auf 500 € aufgestockt und sie nun den Sinti in Hamm gespendet. Damit möchten die Sinti weiter an einem festen Haus für Kinderbetreuung auf dem Platz arbeiten. Für den Club ist die Spende auch ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung der Sintikultur.

Übrigens: Am 30. Mai 2015 findet ab 16.00 Uhr das Sintifest am Sachsenring mit Musik, Tanz und kulinarischen Spezialitäten statt. Die Sinti freuen sich über jeden, der kommt.

Weitere Informationen finden Sie unter:

> Artikel im „Ahlener Tageblatt“ (Februar 2015)

Bild 1: von links nach rechts: Hans Kraus (Kassenwart), Heinz Kraus (3. Vorsitzender), Mechtild Berg (Vorsitzende Förderverein LC Ahlen-Münsterland), Tannemann Rosenbach (2. Vorsitzender), Rigoletto Kraus (1. Geschäftsführer), Peter Richter (Vorsitzender), Verena Wiesehöfer (1. Vizepräsidentin LC Ahlen-Münsterland), Dr. Hilde Nau (LC Ahlen-Münsterland), Nadine Alexandru (Stadtteilbüro Hamm-Norden), Mechtild Frisch (Präsidentin LC Ahlen-Münsterland)

Bild 2: Vorstand des Kultuvereins der Sinti in Hamm/Westfalen e.V: Heinz Kraus (3. Vorsitzender), Hans Kraus (Kassenwart), Tannemann Rosenbach (2. Vorsitzender), Rigoletto Kraus (1. Geschäftsührer) und Peter Richter (Vorsitzender)

Bild 3: Peter Richter und Mechtild Frisch